„Aadie Groosse Root!“

Osi Inglin im Saal 'Montreal' des Congress Center Basel

Nach nunmehr 16 Jahren habe ich den Grossen Rat auf Mitternacht, den 31. Januar 2021, verlassen, nachdem ich diesem am 1. Februar 2005 beigetreten war. Die Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Obwalden haben eine Amtszeit-Guillotine von vier Legislaturen, also 16 Jahren ununterbrochener Einsitz im Parlament, und im Kanton Jura ist schon nach 12 Jahren Schluss. Nach einer Pause von vier Jahren könnte ich wieder kandidieren, das werde ich aber nicht tun. 16 Jahre sind eine gute Zeit und auch genug.

Natürlich versucht man nach einem solchen Rücktritt Bilanz zu ziehen: Was hast du erreicht in dieser Zeit, wo konntest du etwas bewegen und verändern? Nun, ich bin persönlich ganz zufrieden. Die Jugendkultur-pauschale geht auf eine Initiative von mir zurück. Die umfangreichere Filmförderung habe ich wesentlich mitbewirkt, und vielleicht für mich am wichtigsten, der Grosse Rat hat am 19. Oktober 2016 mit grossem Mehr einem namhaften Staatsbeitrag an die Verfassung einer neuen Basler Geschichte zugestimmt, ein Erfolg den ich im Parlament nicht unwesentlich mitgetragen habe. Und schliesslich darf ich für mich in Anspruch nehmen, in meinen acht Jahren als Präsident der Bildungs- und Kulturkommission (BKK) manch ein Geschäft für die Bildung und Kultur in unserem Kanton zu einem guten Abschluss gebracht zu haben.

Nach diesen 16 Jahre verspüre ich auch etwas Erleichterung. Aufgrund meines Grossratsmandates und der entsprechenden Einbindung in meine Partei war ich Mitglied in zehn Gremien, die sich mehr oder weniger regelmässig trafen. Das hiess, dass ich jede Woche, mit Ausnahme der beiden Sommerpausenmonate Juli und August, neben den Grossratssitzungen durchschnittlich etwa drei feste Termine hatte, die ich wahrnehmen musste. Nun kann ich über meine Zeit weitgehend selbst verfügen, und auch die zeitintensive Vorbereitung der Montagssitzungen der BKK über das Wochenende haben ein Ende.

Natürlich ist auch ein wenig Wehmut mit diesem Abschied verbunden. Mehr oder weniger Abschied nehmen hiess es von vielen liebgewonnenen Mitgliedern des Rates. Dass ich diese kennenlernen durfte, war sowieso das grösste Geschenk dieses Amtes. Wie und wo sonst hätte ich so viele interessante Persönlichkeiten völlig unterschiedlicher politischer Herkunft und aus mir fernen Tätigkeitsfeldern kennengelernt, mit denen ich mich, manchmal wohl oder übel, zu einem Kompromiss durchringen musste, was oft zu echten Freundschaften führte.

Ein Wermutstropfen aber war, dass corona-bedingt die letzten 18 Sitzungen - auch die letzte - nicht in meinem geliebten Grossratssaal des Rathauses, sondern im fensterlosen, atmosphärisch unterkühlten Saal Montreal im Congress Center am Messeplatz stattgefunden haben. Immerhin konnte ich dadurch ein historisches Ereignis in der Geschichte des Grossen Rates physisch selbst als Ratsmitglied miterleben, denn nachdem der Rat aufgrund des Umbaus des Rathauses in den Jahren 1900 bis 1904 in der Aula des Museums an der Augustinergasse getagt hatte, haben seit dem 23. Juni 1904 alle Grossratssitzungen im Grossratssaal im Rathaus am Marktplatz stattgefunden.

Nun, ganz vom Grossratssaal habe ich mich nicht verabschiedet, hoffe ich doch, dass ich in pandemiemässig besseren Zeiten diesen wundervollen Saal auf meinen Führungen vielen interessierte Mitmenschen und Schulklassen auch weiterhin vorstellen darf.