Badischer Bahnhof, Turm mit Hakenkreuz

Der in den jahren 1906-13 von Karl Moser erbaute zweite Badische Bahnhof in Basel ist nicht nur von seiner Grösse und Architektur her bemerkenswert, auch geschichtlich lässt sich dazu einiges sagen. Während er im Ersten Weltkrieg geschlossen blieb, war er während des ganzen Zweiten Weltkriegs offen. Er war nicht nur für rund 200 Schweizer, die sich freiwillig zur Waffen-SS meldeten, der Beginn einer Reise in einen Krieg, von dem die meisten nicht mehr zurückkehrten. Er war auch Drehscheibe für Spionage, wurden doch rund 100 von den 650 deutschen Bahnangestellten, die den ganzen Krieg hindurch dort arbeiteten, von den Schweizer Behörden der Spionage angeklagt.

Unter dem 230 Meter langen Aufnahmegebäude befindet sich ein riesiger Keller, der bis vor wenigen Jahrzehnten völlig unbenutzt war. Zudem gehen von diesem Keller zwei Tunnel ab, einer nördlich Richtung Wiese, der andere südlich Richtung Eisenbahnbrücke. Um diesen Keller und die beiden Gänge ranken sich viele Mythen: Wurden die Tunnel dazu gebraucht, Spione einzuschleusen? Oder waren es sogar Fluchttunnel? Auf jeden Fall befürchtete die Schweiz, dass sich im Keller deutsche Soldaten, die zu Fuss durch die Tunnel oder per Güterzügen in den Badischen Bahnhof gebracht worden waren, hätten sammeln können und dann Basel recht eigentlich von innen her hätten angreifen können. Zeichen dieser Befürchtung waren bewaffnete Barrikaden, die die Armee an den Strassen, die vom Bahnhof weg in die Innerstadt führten, während der höchsten deutschen Bedrohung für die Schweiz im Mai 1940 einrichteten.

Dauer: 90 Minuten (mit Fürstenbau und/oder Turm: 2 Stunden)

  • Nach einer kurzen Würdigung der Architektur Karl Mosers und der Plastiken von Carl Burckhardt und Oskar Kiefer vor und am Haupteingang des Bahnhofs, werfen wir einen Blick in die Schalterhalle.

  • Dann geht’s in den Untergrund: Wir schauen uns den immer noch riesigen und zumeist leeren Keller an und folgen den beiden Tunneln, soweit sie heute noch für ein kürzeres Stück begehbar sind, bevor uns zwei Backsteinmauern daran hindern, weiter zu gehen. Wann diese Tunnel zugemauert wurden und was sich hinter diesen Mauern verbirgt, ist Teil der Legenden, die es rund um den Badischen Bahnhof bis heute noch gibt.

  • Je nach Möglichkeit und Absprache können wir einen Blick in den sog. „Fürstenbau“ werfen, einen Aufenthaltsraum, der sich der Grossherzog von Baden einrichten liess, um sich anlässlich eines Aufenthalts im Badischen Bahnhof von den Reisestrapazen zu erholen.

  • Und wenn die Zeit und die Lust reicht, geht’s noch auf den Turm, von dem man aus der Uhr hinaus auf alle vier Seiten einen ungewohnten Blick auf unsere Stadt hat.

Anmerkung: Da wir uns im Badischen Bahnhof auf Bahngelände befinden, darf ich die Führung nur in Begleitung eines Sicherheitsbeamten der Deutschen Bahn durchführen. D. h., dass die Führungen nur während den Bürozeiten möglich sind und nur in beschränkter Anzahl durch das Jahr hindurch, da der entsprechende Beamte nur beschränkt abkömmlich ist.

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